Einen Hund aufnehmen

Lange hatte ich mit dem Gedanken gespielt einen Schlittenhund zu adoptieren. Mein immer wechselnder Lebensstil hatte mich aber bisher von einer Schlittenhunde Adoption abgehalten. Als ich mir den Traum vom eigenen Haus in Lappland schliesslich erfüllte, trat auch der Gedanke der Hunde Adoption wieder in den Vordergrund.

Möglichkeiten der Schlittenhunde Adoption

Für mich stand von Anfang an fest, dass ich keinen Welpen aufnehmen möchte. Ich hatte noch nie einen eigenen Hund, deshalb scheute ich die Erziehung ein bisschen. Zudem gefiel mir die Idee, einem pensionierten Schlittenhund ein liebevolles Zuhause zu geben. Es ist erstaunlich, was diese Tiere in ihrem Leben leisten und wie hart sie arbeiten.

Während der Covid Pandemie konnte man immer wieder von den Ängsten der Husky Farmen lesen. Keine Touristen bedeutet keine Touren und somit kein Einkommen – kein Geld für Futter, medizinische Versorgung und auch das Training ist schwierig, da nie alle Hunde am gleichen Tag eingesetzt werden können. Viele Farmen machten Aufrufe, dass sie ihre älteren Schlittenhunde zur Adoption freigeben.

Eine Schlittenhunde-Farm macht das schon seit Jahren. Hetta Huskies hat ihr ganz eigenes Programm entwickelt um Schlittenhunde gezielt auf ihre Rente und ein allfälliges neues Zuhause vorzubereiten – mit grossem Erfolg. Eigentlich dachte ich, dass ich einen Hund von Hetta Huskies übernehmen würde. Aber Lappland wäre nicht Lappland, wenn es nicht ganz anders käme…

Sumu Usvan Hippu

Joanna, eine gute Kollegin von mir, hat jahrelang bei Ramis Huskies gearbeitet und kennt die Schlittenhunde Szene sehr gut. Sie machte mich mit Anitta bekannt. Anitta hat ihren eigenen Kennel “Sumu Usvan” in der Nähe von Kolari und hilft im Winter mit ihren Hunden bei Ramis Huskies aus. Ich war in meiner Zeit als Gästebetreuerin schon selber mit ihr auf Husky Safari. Da sich Anitta selber dem Pensionsalter nähert, möchte sie langsam beginnen, ihre Anzahl Hunde zu reduzieren und sucht deshalb nach neuen Zuhausen.
Sie meinte, dass Hippu vielleicht zu mir passen könnte. Wir verabredeten uns und ich lernte Hippu, eine sibirische Huskydame, kennen. Hippu kam dann ein bisschen überraschend auch gleich mit mir nach Hause.

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Eingewöhnungszeit

Anders als bei Hetta Huskies, war Hippu überhaupt nicht darauf vorbereitet in Rente zu gehen. Acht Jahre lang hatte sie zusammen mit ihren Geschwistern draussen in einem Zwinger gelebt und Schlitten gezogen. Jetzt auf einmal sollte sie sich an das Leben in einem Haus gewöhnen – was sich als nicht ganz einfach erwies.

Es stellte sich schnell heraus, dass ich mir viel zu wenige Gedanken über die Schlittenhunde Adoption gemacht hatte. Huskies sind nunmal Arbeitstiere und werden auch so gehalten. Die wenigsten Hunde geniessen eine Erziehung wie wir es von den Haushunden kennen. Hippu ist da keine Ausnahme. Sie hörte nicht mal auf ihren eigenen Namen, als ich sie erhielt.

Im Haus suchte sie ständig einen Fluchtweg nach draussen und begann lautstark zu heulen. Aber alleine draussen wollte sie auch nicht bleiben, was sie mit lautem Protest zum Ausdruck brachte. Wir hatten beide mehr als nur eine schlaflose Nacht. Hippu und ich waren beide gestresst und fanden keine Ruhe. Ich versuchte so oft wie möglich mit ihr nach draussen zu gehen, aber das war auch ein schwieriges Unterfangen, da Hippu sich nicht gewöhnt war an der Leine zu laufen. Sie zog mich wortwörtlich durch das halbe Dorf.

Meine erste Aufgabe war also, Hippu an das Haus zu gewöhnen. Die zweite Nacht verlief schon viel ruhiger und ab der dritten Nacht hatte sie sich anscheindend mit der Situation abgefunden.

Der nächste Schritt lag darin, Hippu zu einem stubenreinen Hund zu erziehen. Glücklicherweise lernen Hunde sehr schnell und wollen auch ihr Geschäft nicht an dem Ort verrichten, wo sie sich aufhalten. Und mit der Routine immer zu den selben Zeiten raus zu gehen, klappte es sehr gut. Nach drei Tagen und einigen verunreingten Teppichen war Hippu schliesslich stubenrein.

Mir fiel schnell auf, dass Hippu ein sehr scheuer und ängstlicher Hund ist. Ich weiss nicht, ob es immer noch mit der neuen Umgebung zusammenhängt, oder ob sie von Natur aus scheu und zurückhaltend ist. Jedenfalls schaute ich mir viele Videos zu dem Thema an und versuchte einige Übungen. Aber da war immer die Rede davon, den Hund mit Leckereien, Spielzeugen oder Streicheleinheiten an sich zu gewöhnen und das funktionierte mit Hippu nicht. Sie hat noch nie in ihrem Leben ein Leckerli gegessen, geschweige denn mit einem Spielzeug gespielt. Und Streicheleinheiten mag sie auch nicht. Wie um Himmels Willen sollte ich denn mit dem Hund so arbeiten? Wurst und Speck hat sie nur abgeleckt ohne es zu essen. Bälle jagten ihr mehr Angst ein, als ihren Spieltrieb zu kitzeln.

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An der Leine laufen

Hippu hat viel zu lernen und ich gebe mein Bestes geduldig zu sein und nicht zu viel auf einmal zu fordern. Mir ist es aber wichtig, dass sie sich während unseren Spaziergängen sicher fühlt und weiss, dass sie mir vertrauen kann und ich jede Situation unter Kontrolle habe. Deshalb war es mir ein grosses Anliegen die Hundedame an die Leine zu gewöhnen. Seit ich mir einen speziellen Trekking Gurt gekauft habe, läuft sie sehr gut an der Leine. Ich bin erstaunt, wie schnell sie gelernt hat am Rande der Strasse friedlich neben mir herzulaufen. Sie zieht nur noch ganz selten. Sie hat auch gelernt, bei “drohender Gefahr” (Autos, Fahrräder, andere Hunde) ruhig neben mir stehen zu bleiben und abzuwarten.

Auch zuhause ist Hippu jetzt viel entspannter und liegt viel auf ihrer eigenen Decke an ihrem eigenen Platz. Mir ist bewusst, dass ein Schlittenhund nicht von heute auf morgen auf sein Training verzichten will und deshalb besonders viel Auslauf braucht. Wir verbringen viel Zeit draussen.
Ich hoffe, dass sich Hippu weiterhin gut bei mir einlebt und ihren Ruhestand schon bald in vollen Zügen geniessen kann. Ich werde auf jeden Fall fleissig mit ihr arbeiten und trainieren.

Aber ich muss sagen, der Anfang war wirklich schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte. Es braucht unglaublich viel Zeit und viel Geduld. Hippu wollte anfangs überhaupt nichts mit mir zu tun haben. Ich musste mir ihr Vertrauen wortwörtlich verdienen. Dank der Arbeit in meinem eigenen Unternehmen bin ich glücklicherweise sehr flexibel. Ich wüsste nicht, wie ich das während einer “regulären” Arbeit bewerkstelligt hätte.

Was es zu beachten gilt, wenn man einen Schlittenhund adoptiert:

  • Schlittenhunde sind Arbeitstiere; sie werden zum Schlittenziehen ausgebildet und erhalten je nach Huskyfarm keine Basiserziehung mit “Sitz”, “Platz” und dergleichen.
  • Schlittenhunde verbringen ihr gesamtes Leben draussen; sie sind sich nicht an ein Leben im Haus gewöhnt.
  • Je nach Farm haben die Hunde noch nie ein “Leckerli” erhalten und essen es nicht.
  • Die Hunde kennen oft keine Spielzeuge und wissen nicht, was sie damit anfangen sollen.
  • Anfangs kann es sehr frustrierend sein, wenn der Hund kein Vertrauen aufbaut; aufgeben sollte man deshalb aber nicht. Umso mehr freut man sich dann über die kleinen Fortschritte.

Zwei Jahre nach der Schlittenhunde Adoption

Noch im ersten Jahr besuchten wir einen 5-wöchigen Hundekurs in Äkäslompolo und die Tipps der Trainerin waren wirklich Gold wert. Sie empfahl mir, Hippu vorerst nur zu belohnen und nicht zu tadeln. Dadurch gelang es mir, ihr Vertrauen zu gewinnen.

Hippu fing an, verschiedene Leckerlis und Goodies zu probieren. Ich liess die Leckerlis einfach in ihrem Napf oder auf ihrer Decke liegen und irgendwann begann sie, diese zu essen.

Durch die Belohnung lernte sie schnell die Basiskommandos und lernte auch, auf ihren Namen zu hören. Tägliches Training half uns beiden. Wir unternahmen lange Spaziergänge oder drehten ausgedehnte Runden mit dem Tretschlitten.

Heute ist Hippu mein stetiger Begleiter, auch auf Reisen. Sie ist eine wunderbare Huskydame mit einem herzensguten Charakter.

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