Die Faszination der Rentierscheidung in Lappland
In Lappland finden sich ungefähr 200’000 Rentiere – das sind mehr Rentiere als Einwohner. Die Rentiere sind den Sommer durch frei unterwegs, allerdings gehört jedes Rentier einem Züchter. Die Rentierscheidung ist eine der faszinierendsten Traditionen der Region. Diese jahrhundertealte Praxis ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Kultur Lapplands, sondern auch ein unvergessliches Erlebnis.
Vor drei Jahren durfte ich zum ersten Mal bei einer Rentierscheidung dabei sein und tatkräftig mithelfen.
Was ist eine Rentierscheidung (poroerotus)?
Die Rentierscheidung, auf Finnisch “poroerotus”, ist ein jährliches Ereignis, bei dem die Rentierzüchter Lapplands ihre Herden zusammenbringen, um die Tiere zu markieren, zu sortieren, zu zählen und zu schlachten. Dieses Ritual, das im Herbst (Oktober – November) stattfindet, ermöglicht es den Züchtern, ihre Rentiere zu identifizieren, zu zählen und diejenigen auszuwählen, die für die Schlachtung bestimmt sind. Es ist auch eine Gelegenheit für die Gemeinschaft, sich zu versammeln und die Zusammenarbeit zu feiern. Die Rentierscheidung in Lappland ist Familientradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die ganze Familie nimmt daran teil. Großeltern, Eltern, Kinder – alle arbeiten zusammen. Es ist schön zu sehen, wie so die Werte und Bräuche der Kultur im hohen Norden bewahrt werden.
Der Ablauf
Die Rentierscheidung beginnt oft früh morgens. Wir trafen uns um 6 Uhr in der Früh beim Besitzer der Rentierfarm, wo ich damals arbeitete. Von da ging es auf einer abenteuerlichen Strasse ab in die Wildnis zum Rentierscheidungszaun in der Region Rovaniemi.
Die Rentiere werden zuvor in große Gehege getrieben, wo sie danach in Gruppen sortiert werden. Das Zusammentreiben der Herde innerhalb eines Gebietes kann mehrere Tage dauern. Die anschliessende Sortierung im Zaun geschieht oft mit erstaunlicher Präzision, da die Züchter ihre Tiere gut kennen. Zwischen den Sortierungen gibt es immer wieder Pausen, in denen die Züchter umhergehen und sich ihre Tiere ansehen. Und natürlich auch, um sich am Feuer mit einer Tasse Kaffee aufzuwärmen.
Während der Sortierung werden die Rentiere auch markiert, normalerweise durch Ohrmarken oder andere Identifikationsmethoden. Dies ermöglicht es den Züchtern, ihre Herden auseinanderzuhalten und sicherzustellen, dass sie die richtigen Tiere für den Verkauf oder die Schlachtung auswählen. Ein Buchmacher dokumentiert die Anzahl Rentiere eines jeden Züchters. Ein Tierarzt vor Ort schaut, dass alles tiergerecht abläuft. Er verpasst den Rentieren auch eine Impfung gegen Parasiten.
Es gibt auch eine Auktion, bei der die Züchter ihre Tiere verkaufen oder Rens von anderen Züchtern kaufen können. Im Zaun, wo die Auktion stattfindet, dürfen sich nur die eingetragenen Züchter selber aufhalten. Helfer sind nicht zugelassen.
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Die Bedeutung der Rentierscheidung
Die Rentierscheidung ist nicht nur ein praktischer Aspekt der Rentierzucht, sondern auch ein kulturelles Ereignis von großer Bedeutung. Es stärkt die Bindungen innerhalb der Gemeinschaft und dient als Gelegenheit, lokale Bräuche und Traditionen zu bewahren. Für Besucher bietet die Teilnahme an einer Rentierscheidung einen Einblick in das Leben der Rentierzüchter und die einzigartige Kultur Lapplands.
Die Rentierscheidung in Lappland ist nicht nur ein landwirtschaftliches Ereignis, sondern ein lebendiges Beispiel für die kulturelle Vielfalt und den Stolz dieser Region. Es ist ein Erlebnis, das noch lange in Erinnerung bleibt.
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